Cover Dacos Schwarz Weiss3

Lesetipp: Digitale Schwarz-weiß-Fotografie von Alexander Dacos

Ein kleines, feines Buch ist dieses Digitale Schwarz-Weiß-Fotografie von Alexander Dacos.

Alexander Dacos ist ein Vielschreiber unter den Fotografen. Sein Buch über schwarz-weiß-Fotografie hat mich angesprochen, weil er hier sehr kompakt auf nicht nur für schwarz-weiß relevante Lichtsetzung, Gestaltung, aber eben auch besonders auf die Umwandlung und Filterung für schwarz-weiß.

Licht erkennen für Schwarz-Weiß-Fotografie

In der schwarz-weiß-Fotografie habe ich nur Licht und Kontraste als Gestaltungselement. Farben fallen ja eben weg. Auf der einen Seite ermöglicht das eine sehr bewusste, reduzierte Fotografie, auf der anderen Seite erfordert es auch genau das Bewusstsein für Lichtsetzung und Komposition.

So nimmt Alexander Dacos im ersten Kapiteln die unterschiedlichen Aspekte von Licht unter die Lupe . Von hartem, direktem Licht zu diffusem Licht, von senkrechtem Licht bis flachem Licht, von warmen Licht bis kaltem Licht. Er geht auf Einflüsse der Temperatur des Lichts ebenso ein wie die Position der Lichtquelle.

Da Dacos selbst begeisterter Nutzer einer Monochrom-Leica ist, geht er selbstverständlich auch auf die Wirkung von Farbfiltern ein, die eben bei monochromen Sensoren unbedingt erforderlich sind, um bestimmte Bildwirkung zu erzeugen. Ein Verständnis von Farbfiltern halte ich jedoch auch beim Einsatz von Farb-Kameras für unbedingt notwendig. Auch bei „normalen“ Digitalkameras habe ich ja die Möglichkeit, die schwarz-weiß-Umwandlung direkt in der Kamera vornehmen zu lassen, und dabei eben virtuelle Farbfilter einzusetzen.

Diese virtuellen Farbfilter auszuprobieren ist einer der wesentlichen Anstöße von Dacos, und hat damit einen ganz wesentlichen Teil meiner Fotografie zur Entspannung beeinflusst, in der ich das gesamte Foto bereits in der Kamera so aufnehme, wie ich es später haben möchte.

Komposition erkennen für Schwarz-Weiß-Fotografie

Da ich bei schwarz-weiß nur das Licht habe und keine Farbe, kommt der Komposition eine noch größere Bedeutung bei. Während in Farbfotos so manches im Trubel der Farben untergeht, fallen bei der Schwarz-Weiß-Fotografie Details in der Lichtsetzung viel stärker ins Gewicht.

Alexander Dacos geht in „Digitale Schwarz-Weiß-Fotografie“ auf negativen Raum, also Leerraum um ein Motiv herum, ebenso ein wie auf das Nutzen von starken und schwachen Kontrasten, vom bewussten Nutzen von Tiefenschärfe. Er erläutert verschiedene Arten von Symmetrie im Bild, wie etwa verschiedene Spielarten des goldenen Schnitt.

Während man über goldene Schnitte, Triangel, Spirale usw. öfter mal liest, nimmt sich Dacos auch ganz speziell grafische Bildelemente vor, also Punkt, Linie, Fläche, Dreieck und Kreis. Auch Linien kommen häufiger in der Literatur vor, doch das grafische Element Punkt wird oft vernachlässigt. Anders hier. Punkte und Linien sind in der Schwarz-Weiß-Fotografie das Gestaltungsmittel überhaupt.

Strukturen sind als nächstes im Fokus. Egal ob künstliche oder natürliche Strukturen, Wiederholungen im Bild können Ordnung schaffen, einen Rahmen, oder selbst der Hauptinhalt des Fotos sein. Dacos zeigt anhand von Beispielen, wie Licht mit Strukturen interagiert.

Schwarz-weiß fotografieren

Durch die bereits in den vorangegangenen Kapiteln eingeführten Begriffe von Licht, Farbe kann Dacos hier auf die digitalen Entsprechungen eingehen. Eingehende Erläuterung von Farbfiltern machen den Anfang.

In diesem Kapitel geht es darum, bereits in der Kamera das schwarz-weiß-Foto zu erzeugen. Das hat mir persönlich einen ganz neuen Bereich eröffnet (siehe auch meinen Beitrag Bewusster fotografieren in schwarz-weiß/), in dem ich eben nicht mehr mich allein auf die nachträgliche Umwandlung verlasse, sondern danach strebe, genau die schwarz-weiß-Wirkung bereits in der Kamera zu erzielen.

Farbe umwandeln in Schwarz-Weiß-Fotografie

Ein wesentlicher Teil des Buches ist die Umwandlung von farbigen Ausgangsfotos – meist im RAW-Format aufgenommen – in schwarz-weiß.

Den Abschluss machen Erläuterungen zur Simulation von Filmkorn und Unschärfen, die gerade in der Schwarz-Weiß-Fotografie den Charakter des finalen Bildes nochmals beeinflussen.

Natürlich nutzt Alexander Dacos eine bestimmte Software für seine Erläuterungen in der Schwarz-Weiß-Umwandlung, schafft es jedoch, die Erklärungen für jegliche Software zu verallgemeinern. An Photoshop führt freilich auch hier kein Weg vorbei, die Funktionen sind jedoch in den meisten anderen Bildbearbeitungsprogrammen ebenfalls vorhanden.

Gerade dieses Kapitel ist unbedingt zu empfehlen, da hier viele Nuancen der Umwandlung von Farbfotografien in schwarz-weiß erläutert werden, von der Auswahl und Mischung von Farbkanälen begonnen, über Tonwertkurven weitergeführt bis zur Arbeit mit mehreren Ebenen zur Lichtgestaltung. Viele verschiedene Methoden führen von Farbe zur ansprechenden schwarz-weiß-Fotografie, und Alexander Dacos erläutert sie alle.

Schreibstil und Layout

Alexander Dacos schreibt lehrreich. Man merkt ihm an, dass er weiß, was er tut. Das Buch ist mit gut 230 Seiten und zahlreichen Abbildungen gut und flott zu lesen. Es ist unzweifelhaft ein methoden-lastiges Buch, das Methoden und Vorgehensweisen erläutert, und genau das macht den Charme und Nutzen aus.

Es ist kein Handbuch für eine bestimmte Kamera, denn Digitalkameras oberhalb der günstigsten Kompaktklasse haben heute praktisch alle die vorgestellten Möglichkeiten. Auch meine 13 Jahre alte digitale Spiegelreflex hat bereits alles, was ich zur guten Schwarz-Weiß-Fotografie benötige.

Das Layout der Reihe im mitp-Verlag ist ordentlich und angemessen. Die Abbildungen bekommen den Raum, den sie brauchen, die Textpassagen sind gut lesbar.

Wer sich mit Schwarz-Weiß-Fotografie beschäftigen möchte, ist mit dem Buch Digitale Schwarz-Weiß-Fotografie von Alexander Dacos gut bedient.

Photo: Joachim Schlosser, License Creative Commons Attribution Share-Alike. Alle abgebildeten Fotografien im Buch: Alexander Dacos.