Sterne überm Hochablass

Ein Artikel in der Augsburger Allgemeinen über meine Augsburger Fotografien anlässlich des Fotowettbewerbs rief das Interesse an diesem Bild hervor.

Eine Fotografie vom Hochablass-Stauwehr am Lech in Augsburg, mit dem Sternenzelt darüber.

Die Entstehung dieses Bildes hat mir drei wichtige Lehren der Fotografie wieder nahe gebracht, und passenderweise war ich auch drei Mal für diese Fotografie nachts am Hochablass. Drei Mal mit Fotorucksack und Stativ Stativ nachts durch den Siebentischwald geradelt, weil ich das auch nicht viel länger dauert als mit dem Auto und ich so einfach mobiler bin. Trotzdem hat es schon was, durch den vom Neumond stockfinsteren Wald zu radeln.

Gehen wir die drei nächtlichen Ausflüge mit drei Versuchen durch, weil jeder eine eigene Lerneinheit war.

Versuch 1: Auf Komposition achten

Es war Neumond oder zumindest annähernd, und wolkenfrei. Zunächst fuhr ich eine Stelle oberhalb des Hochablass an und probierte eine Einstellung in Richtung flussabwärts aus. Hier kann zwar die Milchstraße nicht aufs Bild, aber einen Versuch war es wert. Mit Auf- und Abbau verbrachte ich dort eine gute Stunde, bevor ich dann auf die Kiesbänke unterhalb des Hochablass wechselte. Dass ich dieses Foto machen wollte, hatte ich bereits zwei Wochen vorher beschlossen, als ich tagsüber dort war.

Nun sieht nachts halt alles anders aus, und manches, was vermeintlich eine gute Komposition darstellt, ist es dann nicht. Zudem hatte ich die Nachführeinheit für die Sterne noch nicht wirklich im Griff. Nach zwei Stunden hatte ich alles im Kasten, was ich meinte zu brauchen.

Letztendlich kam ich mit der Komposition nicht zurecht, also den Bildelementen, was genau auf dem Foto ist und was nicht, wie Vordergrund und Hintergrund zueinander stehen und wo die Milchstraße zu sehen war. Dazu war ich mit der Belichtung nicht zufrieden, auch nach Stunden des Probierens in der digitalen Dunkelkammer kam ich nicht auf ein Ergebnis, das mich überzeugte.

Eine schlechte Komposition lässt sich ganz oft mit nichts retten, vor allem, wenn man den Anspruch hat, die Fotografie soweit als möglich in der Kamera entstehen zu lassen.

Versuch 2: Auf Bedingungen achten

Ein zweiter Versuch musste her. Wohl wissend, dass ich auf einen weiteren Neumond und damit die Chance auf eine sternenklare Nacht vier Wochen warten würde müssen, probierte ich es schon eine Woche später. Es waren ein paar Wolken am Himmel und ich dachte mir ein Versuch, den untergehenden Mond hinter den Wolken zu verstecken könnte klappen.

Erneut packte ich den großen Rucksack auf den Rücken und das Stativ aufs Fahrrad und fuhr durch den dunklen Wald. Was ich im Eifer nicht berücksichtigt hatte, sah ich dann auf der Brücke des Stauwehres: Der Mond stand noch zu hoch, und zudem genau in der Himmelshälfte, die ich gerne fotografieren würde. Zu allem Übel hatte es die Tage davor ergiebig geregnet, so dass die Kiesbänke unterhalb des Hochablass völlig von Wasser bedeckt waren und mein Foto-Spot noch nicht einmal zu erahnen war.

In dieser Nacht packte ich die Kamera noch nicht einmal aus, sondern radelte wieder nach Hause. Nicht direkt, sondern mit einem Abstecher aufs Feld. Denn für das hier war der Wasserstand ebenso egal wie der Mond:

So stark leuchtete der Mond, dass die Landschaft darunter sogar schon wieder Farben zeigt. Aber auch klar, dass in dieser Nacht die Sterne nur eine untergeordnete Rolle spielten.

Versuch 3: Alles zusammen bringen

Also noch ein dritter nächtlicher Radspaziergang an den Lech in Augsburg. Wieder nicht zu Neumond, aber zu einer Uhrzeit, zu der der Mond bereits untergegangen war.

Diesmal fand ich genau die Stelle, die ich wollte, und richtete die Komposition ein und baute die Nachführung auf, die mir erlaubte, die Sterne 105 Sekunden lang zu belichten. Die zweite Belichtung mit ebenfalls 105 Sekunden brachte dann den Lech und den Hochablass auf den Sensor.

Die Bildkomposition ist bei Quer- und Hochformat im Prinzip gleich, nur dass die Sterne der vertikalen Komposition aus 9 Aufnahmen à 105 Sekunden übereinander gelegt sind. Reine Aufnahmezeit sind also gut zwanzig Minuten.

Elementar ist für mich, dass die Milchstraße über dem Hochablass steht und ungefähr beim Hochablassturm den Horizont trifft. Wichtig ist auch, dass das Wasser des Flusses genau dort gekräuselt ist, wo es spiegelbildlich zur Milchstraße liegt. Die Pfähle führen das Auge zum Horizont. Die Planeten bilden ein kleines Gegengewicht zur Milchstraße.

Wie es dort aussah, zeigt dieses Foto, das ich mit der zweiten Kamera aufgenommen habe:

Diesmal bekam ich die Roh-Fotos, die ich haben wollte. Die Milchstraße war genau dort, wo ich sie haben wollte. Die Planeten waren sauber aufgereiht. Der Wasserstand passte. Der Himmel war wolkenlos. In der digitalen Entwicklung war das Foto dennoch eine Herausforderung. Denn die Lichtverschmutzung ist eben die der nahen Großstadt, es sind bei weitem nicht so viele Sterne und nicht so klar sichtbar wie weiter weg.

Der Lichtdom von Augsburg-Haunstetten scheint sehr hell und hat eine andere Lichtfarbe als der Hochablass, und selbst die Laternen hier haben drei unterschiedliche Lichtfarben. Ich wollte den Lichtdom etwas weniger haben als auf der Roh-Aufnahme, aber noch realistisch. Saturn und Jupiter hatte ich sauber auf dem Foto, ebenso wie die Milchstraße. Diese verstärkte ich moderat. Einige Sensorfehler in den dunklen Bereichen entfernte ich. Blieb die Frage, ob ich die Lichtspur des Satelliten, der mir quer durch die Aufnahme geflogen war, entfernen sollte. Wie zu sehen entschied ich mich dagegen. Es ist nunmal so, und da wir hier ohnehin keine Fotografie unberührter Natur haben, sondern menschengemachte Strukturen einen erheblichen Teil des Bildes ausmachen, darf auch der Satellit bleiben.

Ich nahm das Foto sowohl vertikal als auch horizontal auf, mit jeweils gleichen Aufnahmeparametern. Mir persönlich gefällt die vertikale Aufnahme besser, weil sie die Milchstraße betont, aber mir war klar, dass für die Zeitung die horizontale besser ankommen wird.

Resultat

Mit den insgesamt drei Anfahrten, Aufnahmesessions und der Nachbearbeitung dürften diese beiden Fotos ungefähr 15-20 Stunden verschlungen haben.

Wer das Foto als FineArt-Druck erwerben möchte, darf das gerne tun: